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Parasaurolophus

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1

Montag, 21. April 2014, 14:13

Ein stundenlanger Familienstreit wegen einer Kleinigkeit

Hallo liebe Gemeinde!


Ich habe mich heute mit meinen Eltern heftig gestritten. Wegen einer absoluten Kleinigkeit.
Zunächst einmal die allgemeine Situation unseres Zusammenlebens:
Ich bin 20 Jahre alt und wohne bei meinen Eltern. Zur Zeit mache ich eine Ausbildung, bin aber seit Monaten aufgrund psychischer Probleme krankgeschrieben. (Falls es jemanden interessiert: Meine hauptsächlichen Diagnosen sind 1. Bipolare Störung 1, 2. Histrionische Persönlichkeitsstörung und eine Borderlinestörung wird vermutet) Das Ausbildungsjahr, in dem ich mich derzeit befinde, werde ich nun zum zweiten Mal wiederholen müssen.
Zur Zeit warte ich darauf, in der psychiatrischen Klinik aufgenommen zu werden. Grundsätzlich geht es mir gut, aber ich drehe wegen jeder Kleinigkeit durch.


Jetzt zum aktuellen Problem:
Ich habe meinen Eltern oft gesagt, dass sie nicht ohne zu fragen in meinem Zimmer das Fenster aufmachen oder die Rolläden hochmachen sollen. Neulich habe ich es ihnen noch einmal mit aller Deutlichkeit gesagt. Ich kann es einfach nicht haben, weil ich dann das Gefühl habe, dass meine Eltern mich für doof halten. Ich meine: In meinem Alter kann ich doch selber beurteilen, ob das Fenster geöffnet werden muss.
Nun ja. Heute morgen machte mein Vater das Fenster in meinem Zimmer auf. Als wir zusammen beim Mittagessen saßen, habe ich sachlich noch einmal darauf hingewiesen, dass mich das stört. Und kurz gesagt: Die Situation eskalierte, ich fing an zu weinen, mein Vater verließ wütend den Raum, meine Mutter fing auch an zu weinen.
Ich wies also nur auf etwas hin, das mir missfiel und daraus entwickelte sich ein stundenlanger Streit, in dem ich immer wieder darauf hinwies, dass ich einfach nur will, dass niemand mein Fenster aufmacht, ohne mich vorher zu fragen. Und meine Eltern warfen mir plötzlich alles mögliche vor. Ich würde ja nichts tun. Ich könne mir ja einen Job suchen und ausziehen. Wobei es sonst immer heißt, dass ich mir mit meiner Ausbildung die Zeit lassen solle, die ich brauche.


So ist das oft bei uns. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich liebe meine Eltern und sie sind sehr gute Eltern.
Deshalb verstehe ich einfach nicht, wieso kein gemeinsames Essen ohne Streit vergehen kann.


Kennt ihr das?
Ich weiß, das hat jetzt gar nichts mit Zeichnen oder Comics zu tun, aber irgendwie musste ich das gerade mal loswerden.

Peter L. Opmann

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Montag, 21. April 2014, 17:41

Hallo Parasaurolophus,

von Deinen psychischen Problemen verstehe ich nichts. Ich hatte mal eine Bekannte mit Borderline-Störung; das äußerte sich so, daß sie mich anhimmelte und nur ein paar Stunden später als Mistkerl bezeichnete, weil ich sie angeblich hintergangen oder beleidigt hatte. War nicht einfach, mich auf sie einzustellen.

Ich weiß nicht, ob das bei Dir auch so ist. Was Du schreibst, klingt ganz vernünftig. Ich kann es auch nicht haben, wenn sich andere Leute in meinem Zimmer zu schaffen machen.

Der Streit mit Deinen Eltern ist meiner Meinung nach nur ein Anlaß. Vielleicht machen sich Deine Eltern Sorgen um Dich und sind deshalb nervös. Schwer zu sagen, wie man solche Auseinandersetzungen vermeiden könnte. Aber grundsätzlich wissen Du und Deine Eltern ja offenbar, daß alles nicht so gemeint ist.

Keine Ahnung, ob Du medikamentös eingestellt bist oder vielleicht besser eingestellt werden kannst (jetzt nicht, damit es nicht zum Streit kommt, sondern damit Du Deine Ausbildung richtig schaffen kannst). Vielleicht wäre es wirklich besser für Dich, auszuziehen und Dir ein Zimmer zu nehmen. Ich habe während meines Studiums in einem sehr kleinen Zimmer bei einer Familie unterm Dach gewohnt (für damals 150 Mark Miete). Es war gut, weil ich da mein eigener Herr war, aber auch lernte, allein klarzukommen. Ich weiß freilich nicht, ob Dir das möglich ist oder Du ständige Unterstützung brauchst. Aber vielleicht würde sich ja auch das machen lassen.

Ich hoffe, das hilft Dir ein bißchen weiter.

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Parasaurolophus (25.04.2014)

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Montag, 21. April 2014, 17:57

Das kenne ich nur zu gut. Als ich 19, 20 Jahre alt war, da flogen bei uns auch die Fetzen bis hart an die Grenze körperlicher Auseinandersetzung. Ich glaube, das ist bis zu einem gewissen Grad normal. Inzwischen bin ich so alt wie meine Eltern damals und auch wenn ich selber kinderlos gebloieben bin, so haben meine Freundinnen und Freunde jetzt Kinder in dem Alter- und der Kreislauf schließt sich. In den Familien gibt es genau die gleichen Zankereien mit genau den gleichen Argumenten- nur mit umgekehrten Vorzeichen: Heute sind wir die verständnislosen Erwachesnen, die einfach nicht einsehzen wollen, daß "unsere" Kinder inzwischen auch erwachsen sind und die gleichen Freiräume einfordern wie wir damals.

Inzwischen verstehe ich auch vieles, was mir damals völlig unssinnig erschien. Umgekehrt haben unsere Eltern auch eingesehen, daß sie nicht in allen Punkten Recht hatten.

Das mit Deinen Fenstern deute ich als Revierverhalten. Du willst in Deinem Reich bestimmen, was gemacht und wie es gemacht wird- und Deine Eltern kommen noch nicht damit zurecht, daß Du jetzt beginnst, Deinen eigenen Claim abzustecken. Es hilft argumentativ natürlich nicht unbedingt weiter, wenn man seinen Claim noch nicht selbst bezahlen kann. Ich glaube, das ist der ganz normale Abnabelungsprozeß. Ich beobachte das nämlich rundherum und immer wieder- und immer ist der Nachwuchs so 18 - 22, 23 Jahre alt. Manchmal sind die Differenzen so groß, daß tatsächlich nur eine räumliche Trennung schlimmeres verhüten helfen kann.

Wernn Du ganz ehrlich in Dich hineinhorchst, dann ist das mit den geöffneten Fenstern gar nicht Dein Problem, sondern die Tatsache, daß sich jemand in das einmischt, was Du für Deine Privatsache hälst. Wenn Deine Eltern ehrlich zu sich selber sind, dann geht es auch ihnen nicht darum, daß evtl. nicht ausreichend gelüftet wird- sondern sie wollen in ihrer eigenen Bude bestimmen, wie etwas gehandhabt wird.

Das Interessante ist: In einigen Jahren wirst Du Dir sagen, daß das mit den Fenstern gar nicht so schlimm war, und Deine Eltern werden sagen, daß sie seinerzeit vielleicht wirklich blöd reagiert haben. Ich weiß, das nützt Dir jetzt im M Oment wenig- aber ich habe das schon vielen Heranwachsenden gesagt, bei denen zuhause einigen aus dem Gleis lief- und alle haben mir hinterher bestätigt, daß es wirklich so gekommen ist.

Zu guter Letzt: Das mit dem Job und der eigenen Bude meinen die nicht so und es tut ihnen höchstwahrscheinlich jetzt schon leid. In Wahrheit wollen sie nämlich auch nichts anderes als daß Du gesund wirst und es Dir gutgeht. Eltern sind so. ^^
Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner, grüner Haufen.
(Kermit, 1976)

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Freitag, 25. April 2014, 08:14

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! Ich bin jetzt gerade leider zu müde, um im Einzelnen darauf einzugehen, weil ich die ganze letzte Nacht Star Trek TNG geschaut habe. Und jetzt muss ich gleich los zur Bibliothek, um mir die siebte Staffel auszuleihen... Aber egal. Danke!

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Freitag, 25. April 2014, 10:45

Also Familienstreit kenne ich auch nur zu gut, da mein Vater mit seinen fast 70 doch langsam Senil wird. Aber das beste was ich bisher gemacht hatte und was auch das Verhältnis zu meinen Eltern verbessert hat war das ich mit Anfang 30^^ ausgezogen bin, sicher es ist anfangs ein schwierig schritt, aber zur not hilft einem da auch das sozi, aber es tat mir gut, meiner Kreativität und dem Verhältnis zu meinen Eltern, gut ich habe seit dem auch zwei Wohnungskatzen, was auch Balsam für die Seele ist.

Ich hoffe das hilft dir etwas.

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Parasaurolophus (28.04.2014)

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Freitag, 25. April 2014, 12:43

"wo Leben ist, da ist auch Wille [...] - Wille zur Macht" sagt Nietzsche.
Das klingt hochgestochen, ist in solchen Fällen aber oft im Spiel: Jeder Mensch möchte sein klein wenig Macht haben. Gar nicht unbedingt über andere, aber über sich selbst und seinen Bereich. In einer Lage wie der deinen, wo du entsprechend wenig Macht hast, gewinnt das wenige, was du hast (hier etwa die Herrschaft über dein Fenster) enorm an Bedeutung. Kenne ich zu gut! In so einer Lage reagiert man äußerst empfindlich. Wenn man gesünder, besser gestellt und entsprechend "mächtiger" ist, nimmt man so etwas vielleicht genervt, aber ohne große Aufregung hin.

Ähnlich vermutlich bei deinen Eltern: Ich weiß jetzt ja nicht, was die sonst so machen und wie entsprechend ihr "Machtvorrat" bestellt ist, aber es findet alles in ihrem Haus statt, in dem sie natürlich auch gern einen unangefochtenen Machtbereich haben wollen. So prallen dann die unbewussten Bedürfnisse (im Grunde ja nur nach Sicherheit) aufeinander und es werden ganz andere Sachen - auch unfaire Strategien - ins Boot geholt.

Ich weiß, wie unfassbar frustrierend so etwas ist.
Aber es wird ja kein Dauerzustand sein. Irgendwann hast du wieder deinen eigenen geschützten Bereich und dann werden sich alle entspannen können. Ich drücke dir die Daumen, zu baldigem Gelingen!


Keine Ahnung, ob das jetzt hilfreich war, aber ich finde es immer ganz tröstlich, sich mit Nietzsche zu vergleichen. Bei dem klingt so schön dramatisch, was bei einem selbst so banal wirkt. ;)
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Dienstag, 29. Juli 2014, 13:25

Ui ui ui. Die letzte Antwort ist soo lange her und ich habe noch nicht geantwortet.
Naja, jetzt bin ich aus der Klinik wieder raus, wo sich herausgestellt hat, dass ich gar keine Borderlinestörung habe. Sondern was anderes.
Ich hatte auch ein Gespräch mit meinen Eltern und meiner Therapeutin zusammen. Die Therapeutin sagte meinen Eltern, dass man bei mir durch Druck nichts erreicht, sondern alles nur verschlimmert. Und jetzt bin ich noch keine Woche zu Hause und mein Vater droht mir mit furchtbaren Konsequenzen, falls ich nicht drei mal in der Woche zum ADZ (Arbeitsdiagnostisches Zentrum) gehe. :D Was ziemlich unsinnig ist, da ich ja freiwillig da hingehe, damit ich in der Wartezeit bis zur Tagesklinik was zu tun habe.

Wie dem auch sei.

Peter L. Opmann

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Dienstag, 29. Juli 2014, 14:10

Na, das klingt ja nicht nach großen Fortschritten...

- Kein Borderline, sondern was anderes. ?( Ich hoffe jedenfalls, es ist nichts Schlimmes.

- Die Konflikte mit Deinen Eltern gehen weiter. Ich denke, was man dazu an Aufmunterung und Ratschlägen sagen kann, haben wir oben schon gesagt.

Aber auf jeden Fall werden wir, sofern man virtuell irgendwie weiterhelfen kann, das hier gern tun. Kopf hoch!

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