So viel Spektakuläres und vor allem Comic-spezifisches habe ich nicht zu berichten. Ich war eben zum ersten Mal da. Alles war noch ungewohnt; ich mußte mich erstmal zurechtfinden. Das ging schon mit der Bahnfahrt los.
Hin und zurück mußte ich jeweils auf einen Sitzplatz verzichten. Auf dem Weg nach Leipzig waren die beiden Zugteile vertauscht, so daß ich in den falschen eingestiegen bin. Man konnte dort wegen der Buchmesse direkt an der Messe aussteigen, was ich vorher nicht wußte. Bei der Rückfahrt bin ich da auch wieder eingestiegen; an dieser Behelfshaltestelle gab es aber gar keine Info über die Zugreihung, so daß ich wieder im falschen Zugteil gelandet bin. Reservierung wäre aber schon nötig gewesen – beide Züge waren sehr voll. Ich habe mich beide Male an der Waggontür auf die Treppe gesetzt.
Auf der Hinfahrt hatte ich zudem ein bißchen Ärger mit dem Kontrolleur. Er kam nach Erfurt ein zweites Mal und fragte: „Sind Sie noch zugestiegen?“ Ich las gerade einen Zeitungsartikel und habe daher nicht sofort reagiert. Meine Fahrkarte war jedenfalls schon entwertet, wie er dann feststellen konnte. Im Abwenden sagte er: „Manche Leute müssen wohl noch Benehmen lernen!“ Ich fürchte beinahe, er meinte mich…
Auf der Messe in der Comichalle (besser gesagt: Manga Comic Con) hörte ich dann in ähnlichem Tonfall: „Der läuft mitten durch!“ Da wurden gerade Cosplayer fotografiert. In dem Trubel war aber nicht so richtig erkennbar, wo gerade wer wen fotografiert hat. Diese Halle war die meiste Zeit zu voll, als daß ich mich richtig hätte umsehen können – es gab neben Mangas nur einen Gemeinschaftsstand „traditioneller“ Comics, und der eine oder andere Händler hatte auch den einen oder anderen Nicht-Manga im Angebot. In Halle 5 waren die Graphic-Novel-Verlage und ein weiterer Gemeinschaftsstand der kleineren Alben-Verlage.
Wahrscheinlich wäre es lohnend gewesen, die Messe zu verlassen und Veranstaltungen in der Innenstadt zu besuchen, insbesondere den „Millionaires Club“. Dafür hatte ich aber nicht genug Zeit. Es gab natürlich auch Veranstaltungen auf der Messe, aber es handelte sich in der Regel um Lesungen, Präsentationen oder Signierstunden, meist von Werken, die mich nicht so interessierten. Das Gedränge wurde dadurch noch künstlich verstärkt, daß die Hallen hauptsächlich durch gläserne Röhren verbunden und die fast den ganzen Tag über halbseitig gesperrt waren. Daher mußte man größere Umwege laufen.
Aber es gab für mich doch auch Positives: Ich habe mir zwar ganz normal eine Eintrittskarte gekauft, aber da war die Wartezeit angenehm kurz, weil die Ordner den Zugang zu den Kassenhäuschen geschickt dosierten. Taschenkontrollen gab es nicht. Man kann auf der Leipziger Buchmesse an jedem Stand Bücher kaufen. Und es gab eine große Antiquariatsmesse, wo ich schon gern das eine oder andere gekauft hätte – dafür war aber wieder zu viel Andrang. Die Messe ist insgesamt kleiner als Frankfurt, und ich traf schon nach kurzer Zeit einige Leute aus der Comicszene – man lief sich zwangsläufig früher oder später über den Weg.
Jetzt muß ich mir überlegen, ob ich nächstes Jahr mal länger hinfahre. Da bin ich freilich noch unschlüssig, weil ich auf jeden Fall in Leipzig übernachten müßte. Ob sich das lohnt – angesichts der Übermacht der Mangas und vergleichsweise wenig Zugang zu traditionellen Comics, muß ich mir noch durch den Kopf gehen lassen.