Kims Comiczeichenkurs Forum

Ich hatte mal einen lustigen Kollegen, der hatte an seiner Bürowand kein einziges Bild, sondern nur einen einzigen Zettel hängen, auf dem nur ein Wort stand:

SEI

Als einer der Kollegen ihn fragte, was das denn zu bedeuten habe, meinte er nur: "Lies es und mach es."

Ich habe mich damals fast krank gelacht, weil ich an das Zitat von Descartes denken musste: "Cogito ergo sum. - Ich denke also bin ich."

Was kann der Kollege also wohl nur mit dieser Aufforderung gemeint haben? :]

Wenn jemand nach dem Zitat "Ich denke also bin ich", aufgefordert wird, zu sein, was tut er dann offenkundig bis dahin nicht?

Dieses "SEI" war eine Art verschlüsselter Dauerbeleidigung, über die sich mein Kollege täglich neu amüsieren konnte.

Der logische Gedanke darin ist folgender: "Ich denke also bin ich. Umgekehrt heißt das: Denke ich nicht, bin ich auch nicht.
Außerdem kann man mich nur zu etwas auffordern, das ich im moment nicht bin oder tue. Also kann man mich nur dazu auffordern, zu sein, wenn ich nicht bin. Bin ich aber nicht, denke ich auch nicht. Wer mich demnach auffordert, zu sein, geht also davon aus, dass ich nicht bin und folglich nicht denke. Beziehungsweise, dass ich nicht denke und folglich nicht bin, also zum "Sein" aufgefordert werden muss, damit ich beginne zu denken. Die Aufforderung, zu sein, ist sozusagen eigentlich die Aufforderung zu denken. Er wirft mir vor, dumm oder ein Idiot zu sein, was ich auch bin, wenn ich den Zettel nicht verstehe."

Das ganze hat zwar eine rein philosophische Unschärfe, denn auch ein Stein ist, obwohl er nicht denkt, aber das tut ja der rein mathematischen Aussage nichts ab.

Ich kann mich jedenfalls heute noch darüber kaputtlachen, wie er es auf diese Weise schaffte, sogar unseren Chef mehrmals täglich einen "Dummkopf" zu nennen, ohne dass der das jemals merkte.

Der gleiche Kollege hatte aber noch mehr lustige Sachen auf Lager:
"Ist eine Tür zum Auf- oder Zumachen da?

"Wenn die Individualität des Menschen, die Identität des Individuums ausmacht, bedeutet das doch, dass jeder Mensch ein Unterscheidungsmerkmal, eine "Anormalität" gegenüber allen anderen Menschen braucht, um ein Individuum sein zu können. Da aber alle Individuen sind, haben alle so eine "Anormalität". Sind demnach in gewisser Weise "anormal", beziehungsweise aufgrund ihrer "Anormalität" wiederum "normal", denn alle sind ja so. Wirklich "anormal" ist also nur, wer sich von allen anderen nicht unterscheiden will, um nur "normal", also kein Individuum zu sein. Da ihn das gegenüber allen anderen aber "anormal" macht, ist er am Ende also doch wieder "normal". "Normal" ist also "anormal" und "anormal" "normal". Schwarz ist weiß und weiß ist schwarz. Und wer das jetzt 10 Mal hintereinander ließt, muss warscheinlich in nächster Zeit am Arm über den Zebrastreifen geführt werden, weil er sich sonst darauf verirrt, in katatonische Starre verfällt und zum Verkehrshindernis wird.." :]

Kinder fragt er am liebsten: "Ist es jetzt windig, weil die Bäume sich bewegen, oder bewegen sich die Bäume, weil es windig ist?" und stürzt sie damit regelmäßig in tiefe Verwirrung.

Anderen Kindern erzählt er gerne: "Ach, als ich noch ein kleines Mädchen war ..."

Tja.
Tragische Sache damals, - auf dem Westring in Kiel.
Bis heute weiß natürlich niemand, was damals in ihn gefahren ist. Das heißt, doch. Man weiß natürlich, dass es ein Linienbus war. Aber das Warum, konnte nie ganz geklärt werden.

Die Unfallzeugen meinten nur übereinstimmend, dass er ganz plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf dem Zebrastreifen stehen geblieben ist ...

Ihr werdet es verstehen, wenn ich jetzt mal eine Schweigeminute einlege und solange nichts schreibe















... ach, das hat gut getan.