Interessantes Thema, wenn auch die Diskussion manchmal etwas, öh, redundant ist. Bewunderung, snoopinchen, dass Du dich da so gut zurückhalten kannst, ich kann's nicht.
Zur Meinungsfreiheit: Die wurde bei Kerner in keinster Weise beschnitten. Hermann hat ihre beschränkte Meinung zwanzig Minuten lang frei geäußert, bis es keiner der anderen Gäste mehr hören konnte und sowohl Schreinemakers als auch Berger drohten zu gehen. Erst dann hat Berger sie (nicht herausgeworfen, sondern) gebeten zu gehen, damit er den Rest der Sendung wie geplant zu Ende führen konnte. Alternativ hätte er auch noch eine halbe Stunde mit Hermann da sitzen können, aber das hätte niemandem was gebracht.
Zu Hermanns beschränkter Meinung:
Hat jemand den ursprünglichen Nazi-Vergleich von Hermann zur Hand? Hat sie nicht sogar mit dem Hinweis angefangen, dass "damals ja nicht alles schlecht" war? Damit fangen gewöhnlich ja die übelsten Pöbeleien an. Damit oder mit "Ich bin ja kein Rassist, aber..."
Wenn sie einfach nur gesagt hätte "früher hat die Familie mehr gezählt", hätte sie dasselbe Argument ohne Nazivergleich überstanden und hätte keine Probleme gekriegt. Das ging schließlich weder bei den Nazis los noch hörte es da auf. Noch in den Fünfzigern galten arbeitende Mütter als "Rabenmütter" und wurden öffentlich geächtet. Comics und Filme, in denen ein Leben außerhalb der Familie als erstrebenswert dargestellt oder Scheidungen als Lösung dargestellt wurden, wurden indiziert. Das dürfte doch genau nach Hermanns Geschmack sein. Aber nein, sie wollte nicht dieses Familienbild, sondern das mit den Gebärmaschinen. Dazu hat Lance911 zu recht darauf hingewiesen, dass es weniger ein Familienmodell war als ein Produktionsmodell für die Arisierung Deutschlands.
Damals war nicht alles schlecht in dem Sinne, dass jedes Etwas für sich genommen eine schlechte Sache war. (Konnten die Bäume ja nichts für, dass sie in Deutschland blühten.) Es war schlecht in dem Sinne, dass es durch das System korrumpiert und zum Teil eines Vernichtungsapparats wurde. (Die Familienpolitik war in meinen Augen auf beide Arten schlecht.) Das einzige, was nicht im zweiten Sinn schlecht war, war der Widerstand.
Für mich spricht aus Hermanns Bemerkung nicht die rechte Gesinnung, sondern die Dummheit. Oder besser: Ignoranz. Davon gibt es im Fernsehen genug, aber es liegt im Ermessen der Fernsehproduzenten, wieviel sie davon in ihren Sendungen zulassen.
Und Hermann hat sich bei Kerner durch ihre Weigerung disqualifiziert, inhaltliche Kritik auch nur zur Kenntnis zu nehmen. (Hat es ja früher auch nicht gegeben.) Nee, nee, war schon richtig so.