Das Theater Krefeld Mönchengladbach teilen sich tatsächlich beide Städte, also neue Inszenierungen starten jeweils an einem der beiden Orte und wechseln nach einer gewissen Spielzeit an den anderen.
Ob das Komma-Theater in Duisburg etwas damit zu tun hat, weiß ich nicht, lila. Die Fabrik Heeder in Krefeld wird jedenfalls auch „bespielt“. Das sind dann Stücke (man nennt die wohl „Kammerspiele“?), die in Mönchengladbach auf der sogenannten Studio-Bühne innerhalb des Theaters stattfinden. Wir gehen immer in Mönchengladbach ins Theater, deshalb kenne ich mich nur da ein wenig aus, aber es sind wie gesagt, die gleichen Stücke, Schauspieler, Tänzer, Sänger…
Also, ich finde jetzt nicht alles toll, manche Aufführungen sind mir auch mal zu langweilig und flau. Den einen oder anderen Schauspieler finde ich nicht in jeder Rolle gut. Ein Stück (Titel habe ich leider vergessen) habe ich total nicht geschnallt, aber die Leute haben so lustig und charmant gespielt, ganz merkwürdige Aktionen mit viel Körpereinsatz, dass es sehr viel Spaß gemacht hat. Fragt mich aber nicht, worum’s da ging.
Aber solche grottigen Aufführungen, wie ihr, lila und Fraro, sie offenbar erlebt habt, habe ich hier noch nicht gesehen. Mir fallen da eher tolle Abende ein, ab und an mal mit Standing Ovations, z.B. „König Lear“ - allerdings auch etwas grausam, oder ist es in dem Stück üblich, dass Leuten die Augen ausgestochen werden? (Ich kenn’ mich echt nicht aus, schon gar nicht bei den Klassikern), „Der Besuch der alten Dame“ kürzlich erst, wo auch Schülergruppen frenetisch applaudiert haben, „The Comedian Harmonists“ (wg. der tollen Gesangseinlagen), und tolle Ballettaufführungen. An Opern und Operetten haben wir uns noch nicht so richtig rangetraut.
Überhaupt finde ich, dass hier keine Effekthascherei betrieben wird. Manche Bühnenbilder sind so schlicht wie genial. „König Lear“ z.B. beginnt auf einer Bühne, die mit lauter Bahnen feinen weißen Papiers bedeckt ist. Im Laufe des Spiels gehen die natürlich immer mehr in Fetzen und es kommt immer mehr die darunterliegende dunkelbraune Erdschicht zum Vorschein und dominiert dann irgendwann die Atmosphäre des Raums.
Und das zuletzt gesehene Stück eben, „Verbrennungen“, ist eins der Highlights. Liegt sicher vor allem an der bestechend starken Vorlage, denn auch der erwähnte Spielfilm, der ebenfalls auf dem Stück beruht, ist sehr spannend und aufwühlend. Obwohl ich den Film ja schon kannte, hat mich das Stück gepackt, wegen der Intensität, dem Tempo, dem Spiel auf offener Bühne mit einfachen Kulissen.
Ich glaube hier sind schon engagierte Leute mit Herzblut, Cleverness und „Volksnähe“ im positiven Sinne am Werk. „Der Besuch der alten Dame“ hing mir echt noch länger nach. Da war nämlich sehr geschickt eine Publikumsbefragung eingebaut, bei der wir entscheiden sollten, ob Alfred Ill nun am Leben bleiben sollte, oder nicht. Die Handmeldungen fielen zu spärlich aus. Man hätte ihn also töten können. Wegen einer angeblichen technischen Panne „musste“ die Abstimmung wiederholt werden, und wieder kamen zu wenig Meldungen für Ill zustande. Dann erst wurde er in der Schlussszene von den angesehenen Güllener Bürgern erschlagen. Das war ziemlich gruselig, wie wir als Publikum ganz im Sinne des Stückes funktionierten, obwohl wir ja eine Zweite Chance bekommen hatten.
Mir fällt in meiner Stadt keine einzige Amateurbühne ein, wie du sie offenbar in größerer Anzahl in deiner hast, Peter. Es gibt hier einiges an Kleinkunst (also eher Kabarett, Poetry-Slams und so) und ein bisschen Jugend- und Schülertheater, aber Schauspiel von erwachsenen Nichtprofis? Fehlanzeige, würde ich mal behaupten.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »FrrFrr« (17. Mai 2014, 16:52)