Es sind natürlich "Lehrbücher" und keine Krimis oder sowas.
Okay, du wolltest es so. Hier mal ein Auszug aus einem Buch. Die Sprache wirkt etwas altertümlich, das Buch ist auch schon etwas älter (~1925)
"Da das Entwickeln der Truppen das weitaus wichtigste Geschäft im Eröffnungsstadium darstellt, so berührt es jeden, der das weiß, komisch zu sehen, mit welchem Eifer sich der weniger geübte Spieler auf höchst unwichtige Nebengeschäfte stürzt; gemeint ist der Bauernraub. Psychologisch ist erwähnter Eifer eher erklärlich: der junge Spieler will die in ihm schlummernde Energie zur Geltung bringen (was er durch "Skalpieren" von ganz harmlosen Bauern erreicht), und der ältere Spieler - nun ja, der ältere Spieler will so gerne zeigen, wie jung er im Grunde genommen noch sei. Im Resultat verunglücken beide.
Wenn man bedenkt, dass die noch unentwickelte Partie einem zarten kindlichen Organismus vergleichbar sei, wenn man sich ferner vorhält, dass die bauernraubenden Amateure sonst durchaus logisch und billig denkende Herren seien, so muss man darüber staunen, dass sie genannten Bauerngewinn Geschmack abgewinnen können. Was würden diese Herren dazu sagen, wenn sie eines schönen Morgens einen etwa 6-jährigen Knaben im Börsenlokal auftauchen und mit ernsthafter Miene Aktien kaufen sehen würden? Sie würden hell auflachen. Denn wenn wir erwachsenenen und "vernünftigen" Leute Aktien und ähliche Papiere aufkaufen, "so wissen wir sehr wohl, was wir tun" (wir haben wohl zuviel Geld und wollen etwas davon loswerden, was uns auch gelingt), aber was soll der Knabe mit Aktien!!! Genau mit demselben Rechte frage ich: Was soll der schnöde Bauerngewinn? Der kindliche Organismus soll wachsen, das ist dessen wichtigste Beschäftigung. Niemand, weder Vater noch Mutter noch Premierminister, kann für den Knaben wachsen, niemand kann also seine Beschäftigung übernehmen, niemand seinen Platz ausfüllen. Aber Geschäfte machen - das werden wir, die Erwachsenen, auch noch können!
Und die Moral von der Geschicht': Du sollst nie bei unvollendeter Entwicklung auf Bauerngewinn spielen! Bloß mit einer Ausnahme, die wir später besprechen wollen. Zunächst aber zeigen wir die beste Art der "Ablehnung" im Gambitfalle. Wobei wir uns übrigens kurz fassen dürfen, denn wir hatten schon vorhin einige einschlägige Fälle berücksichtigt.
[...]"
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher, weil es witzig geschrieben ist.
Hier aber mal ein etwas schachspezifischerer Auszug, der nur nen Bruchteil von dem beschreibt, was in einer Stellung stecken kann:
"Die eingeengte schwarze Königsstellung bildet hier eine eklatante Schwäche. Als solche darf auch Bauer d6 gelten. Aber die eigene Schwäche e4 legt dem Anziehenden eine gewisse Reserve auf. Das gegen die Schwäche d6 zielende Terrain ist, um es gleich zu sagen, wenig elastisch: Bd6 ist nur durch Td1 und von der Schräge aus angreifbar. Etwas mannigfaltiger erscheinen die Aufmarschmöglichkeiten am Königsflügel (Dame und Turm können jederzeit die h- und g-Linie miteinander tauschen). Diese eben gezeigten, nicht gerade imponierenden Möglichkeiten zur Basis einer wirkungsvollen Operation zu machen, erfordert hohe Meisterschaft. Lasker bekundete sie wie folgt: [...]"