Holla Lexi!
Es ist die Kombination zwischen Eingangspost und gezeigten Seiten, die mich im ersten Moment Schmunzeln lässt - das mal vorweg. Dieses "Hoffentlich darf ich" und alles ganz zaghaft, während der Comic(blog) dann "Hallo Welt!" ruft. Es ist die Diskrepanz, die vielleicht auch bei Peter L. Opmann eine unbewusste Irritation hervorruft - nebst seinen Anmerkungen zur Nabelschau - du wirkst selbst unsicher, ob du überhaupt was zu sagen hast ... Dauerfragen, die dann durch den Kopf schwirren: War das Projekt Comicblog das Richtige, interessiert das überhaut jemanden, was ich mir so denke; kann ich das durchhalten, usw., usf.? Wie Herr Opmann, bin auch ich (mehrfach) über mich selbst gestolpert, hab mich erst kürzlich verhoben und feststellen müssen, dass das, was ich sagen oder aussagen möchte, zwar möglicherweise stilistisch interessant, allerdings inhaltlich redundant oder kindisch ist ... Was habe ich als 26jähriger schon zu erzählen ...?
Wenn man sich selbst einer Figur in den Mund legt (so wie ich es blöderweise getan habe), oder sich selbst zu einer Figur macht (wie es bei einem Comicblog nahe liegt), läuft man einfach immer Gefahr sich selbst zu überholen. Es ist erstaunlich und spannend, wie schnell und rigoros sich die eigene Psyche, die eigene Persönlichkeit wandelt, bzw. wie sehr die Weltsicht abhängig von der durch äußere (und private) Einflüsse bedingten Stimmung ist. Der "großen Weltschmerz", den man mit 16 empfand, wirkt mit 26 so befremdlich und so grotesk, dass man sich selbst packen und Schütteln mag. Spannend ist er trotzdem, peinlich ... - ja auch, aber auch das gehört zu jeder künstlerischen Entwicklung dazu. Und wenn ein Comicblog in diesem Zusammenhang dann auch nur zur eigenen faustischen Erkenntnis dient ("Und sehe, dass wir nichts wissen können!") hat er im Grunde seine Schuldigkeit getan.
In diesem Sinne - such dir Themen, die dir betrachtenswert erscheinen. Dazu gehört weniger der Song, den die Smashing Pumpkins vor 8 Jahren gespielt haben und den du gerade als hörenswert empfindest (was in jedem anderen Blog 'nen Eintrag wert wäre), als vielmehr die Begegnung mit der Lebensmittelverschwörungsdame, die im Supermarkt jedes Produkt für Gift hält außer Sonnenblumenöl von "Tomy" (... ??). Anekdoten sind Essenz bei sowas. Klar, ist das Nabelschau, aber es ist ein BLOG und da sollte genau dies stattfinden. Für mich ist's also ingesamt weniger die Frage, ob du was "zu sagen" hast, als die Frage, ob du was "zu erzählen" hast - außerhalb der eigenen Befindlichkeit. Und Erzählen funktioniert weniger durch das Suchen eines Themas, sondern durch das unabsichtlich drüber stolpern. "Ich erzähl dir mal was über Menschen ..." ist gefährlich. "Ich erzähle dir mal von der Person, die ich treffen durfte ..." viel intensiver.
Das Pochen meinerseits auf zumindest mal auf dem Papier interessanten Anekdoten, schützt dich vor allem davor, nur noch Themen mit "Gewicht" zu suchen. Was einem allzu schnell den Spaß verleiden kann ...
Soviel mal dazu und so viel Gesabbel, durch das auch meine persönliche "Erfahrung" durchscheint ... schreiben wir nicht dann doch wieder alle über uns selbst? Hm ... .
Stilistisch - Die drei großen Kategorien herangezogen: Handwerklich gut, Typografisch katastrophal und Erzählerisch gelungen.
An den Zeichnungen ist nicht viel auszusetzen, das mal vorweg. Mir persönlich gefällt die Kombination Fotografie und Zeichnung nicht zur Gänze - das ist aber eine persönliche Geschmacksfrage und solange eigene Fotos verwendet werden, ist da auch überhaupt nichts gegen zu sagen. Der Comic-Alex ist gut gezeichnet, kommt sympathisch rüber und ist in der Ausführung sauber - (erstarkt für mich persönlich immer dann, wenn er mit einem gezeichneten Hintergrund agiert). Seit Jahren sicherlich ein Reizthema ist der Umstand, dass es Zeichnern, die sich stundenlang an schönen, emotionalen Comiczeichnungen aufhalten können, einfach nicht in den Sinn zu kommen scheint, dann auch mal ein paar Stunden zur Suche nach einer geeigneten Schrift zu opfern ... Comic-Sans inkl. Caps-Lock ist so uncharmant im Vergleich zur Zeichnung, dass es die Seiten deutlich abwertet! Es gibt viele schöne (kostenlose) Comic-Schriften da draußen, da muss es nicht die erstbeste Windows-Schrift sein.
Erzählerisch und zeichnerisch, empfinde ich das insgesamt aber als sehr gelungen. Angetan haben es mir Panels wie das Erklimmen der Ideenglühbirne, oder der Hasenlöschknopf - da spielst du eigentlich alle Stärken des Mediums aus. Weiter so! Steht dir gut, besser als die Melodramatik auf der 5ten Seite
. In diesem Sinne hoffe ich dann auch mal auf mehr Zeichnungen oder abstruse Ideen und weitere geschickte(re) Verknüpfungen von Fotografie und Zeichnung und verbleibe somit gespannt auf mehr.
~mandel