Kims Comiczeichenkurs Forum

Ich möchte Dich keinesfalls von Spider-Man abbringen .

Wie ich hörte, lesen Mädels vor allem Mangas. Da kannst Du ja auch die Ausnahme von der Regel sein...

Hat mir ein Freund gerade zugemailt: Ein Superhelden-Comic, in dem die Frauensicht anscheinend angemessen berücksichtigt wird.

Das gehört in die Superheldenserie "Justice League of America" (Mitglied dieser Gruppe ist auch Superman).

Also dieses "Popeye"-Buch habe ich vor ein paar Tagen hier in einer Buchhandlung stehen sehen. Wenn Du willst, kann ich nochmal nachsehen, ob wirklich Comics drin sind. Aber ich nehme es stark an. Das Format deutet auf die ursprünglichen Zeitungs-Strips hin.

"Superman" ist aus dem Verlag DC - stimmt. Der nannte sich erst nach dem ersten Erscheinen von "Superman" so. DC ist die Abkürzung für "Detektive Comics", und so hieß die Reihe, in der Batman 1939 sein Debüt hatte.

Also mal sehen. Ich schaue mich nächste Woche in der Buchhandlung nochmal um.

Batman - ich bin da nicht der absolute Experte, weil ich überwiegend Marvel-Comics gelesen habe.

Batman ist der Gegenentwurf zu Superman: keine Superkräfte, er ist ein Super-Detektiv und hat es mehr mit Verbrechen zu tun. Er agiert anders als Superman auch nicht im strahlenden Metropolis, sondern im düsteren Gotham City.

Andererseits gehören Superman und Batman beide der DC-Welt an und sind insofern ähnlich. Sie sind auch Kumpels und arbeiten bei ihren Einsätzen häufig zusammen.

In der Batman-Welt sind vor etwa 25 Jahren einige wegweisende neue Comics veröffentlicht worden, vor allem "The Return of the Dark Knight" von Frank Miller. Da wird Batman zu einem gealterten, verbohrten und verbitterten Verbrechensjäger, der sich letztlich von den Bösewichtern, die er bekämpft, gar nicht mehr so besonders unterscheidet. So eine grundlegende Konzeptänderung hat es bei Superman nie gegeben.

Trotzdem würde ich eher als Batman einen Marvel-Helden empfehlen, der vom Konzept her Batman ähnelt: Daredevil. Er wurde wahrscheinlich nach dem Vorbild Batman erdacht, unterscheidet sich von ihm aber in einem wichtigen Punkt: Daredevil ist blind. Vermutlich war er der erste behinderte Superheld. Seine Serie ist für mich noch interessanter als Batman und hat noch mehr Facetten. Allerdings gibt es von ihm nicht so viel auf Deutsch und jedenfalls wenig in billigen dicken Sammelbänden oder Büchern.

Ich weiß nicht so recht - Du hast doch gesagt, Du hättest überhaupt keine Comics. Deshalb versuche ich immer, alles so einfach und allgemeinverständlich wie möglich zu erklären.

Aber dann stellt sich heraus, Du kennst eigentlich schon alles Mögliche....

Der "Daredevil"-Film hat mir auch ganz gut gefallen. Aus dieser Serie gibt es übrigens ein ähnlich bahnbrechendes Werk wie "The Dark Knight", nämlich "Elektra Assassin" von Bill Sienkiewicz. Und eine kleinere Graphic Novel, die zu meinen Lieblingscomics gehört: "Love and War", auf deutsch: "Liebe und Krieg".

Hier steht was zu "Love and War": http://www.marvelarchiv.de/epic/gnovel24.html

"Elektra" ist nicht typischer Marvel-Stil - stimmt. Es ist ähnlich wie bei "The Dark Knight": mit "Daredevil" wird ein völlig neues Konzept ausprobiert. In diesem Band wird sehr bruchstückhaft, nicht linear erzählt (das heißt, nicht ein Ereignis nach dem anderen, wie sie zeitlich abgelaufen sind). Im Film hat das Quentin Tarantino einige Jahre später in "Pulp Fiction" gemacht (vielleicht hast Du von diesem Film gehört; er war prägend für die 90er Jahre; falls Du ihn nicht kennst, kann ich ihn allerdings nicht uneingeschränkt empfehlen - viel Gewalt mit Tendenz zur Gewaltverherrlichung).

Es gibt schon Daredevil-Ausgaben auf deutsch - ich könnte mir gut vorstellen, daß Du was von panini oder Marvel Deutschland findest. Häufig wird in neueren Comics die Entstehungsgeschichte nochmal nacherzählt, aber ich weiß jetzt leider nicht, wie das bei Daredevil genau ist.

Eigentlich bin ich ja etwas in Zweifel, ob es richtig war, einer jungen Frau "Elektra Assassin" oder "Love and War" zu empfehlen. Da wird mit Gewalt auch nicht zimperlich umgegangen. Aber in Comics wirkt das doch ein bißchen anders als im Film - stilisierter, nicht so wirklichkeitsnah. Man kann eher behaupten, daß es da nicht um den Spaß an Gewalt geht, sondern sie ein Mittel zum Erzählen der Geschichte ist. Und speziell "Love and War" ist, abgesehen von dem, was der Killer Victor ab und zu anstellt, eine sehr ruhige Geschichte.

Jedenfalls: Am liebsten würde ich Dir raten, Daredevil von Anfang an zu lesen. Daredevil entstand wie die X-Men 1964. Die ersten Comics sind chronologisch in den Williams-Ausgaben der "Fantastischen Vier" als Zweitstory abgedruckt worden. Da müßtest Du allerdings das Glück haben, einen großen Stapel "Fantastische Vier" mal für ein paar Cent zu finden - sowas gibt's heute leider kaum noch. In USA gibt's die frühen Daredevil-Sachen in fünf Essential-Bänden von Marvel. Da werden jeweils 20 bis 25 Hefte schwarzweiß in einem Buch nachgedruckt. Die Essentials findet man gelegentlich für 5 bis 10 Euro pro Stück. Sonst sind die aber auch nicht ganz billig.

Allgemein heißt es, in Deutschland gebe es nicht genug Käufer, um klassische Superheldencomics nochmal nachzudrucken. Da kommt wohl - jedenfalls von Panini - auf absehbare Zeit nichts.

Ich hoffe, Kim hat nichts dagegen, wenn ich mal kurz auf ein anderes Forum hinweise.

Hier läuft ein Projekt mit Inhaltsangaben zu allen Daredevil-Ausgaben ab # 1. Damit bekommst Du zumindest eine ungefähre Vorstellung, was am Anfang passiert ist: http://www.comicguide.net/showthread.php?t=22475

Mit den 20 Euro spielst Du aber auf das Taschenbuch von Frank Miller und Klaus Janson an, oder?

Um Dir einen Eindruck vom Beginn der Serie zu verschaffen, solltest Du vielleicht schon zumindest den Inhalt der ersten zehn Hefte lesen. Ein wichtiger Unterschied von Marvel und DC ist, daß bei Marvel immer das Privatleben der Helden (die geheime Identität) eine große Rolle spielt. Am Anfang war das die Liebesageschichte zwischen Matt Murdock, Karen Page und Foggy Nelson. Foggy hatte da eigentlich keine wirkliche Chance, aber trotzdem gab es zwischen Matt und Karen große Probleme, weil er meinte, als Blinder für sie nicht in Frage zu kommen. Später, ich glaube, in den 20er Nummern, hat er dann einen Zwillingsbruder Mike erfunden, der angeblich nicht blind und angeblich Daredevil war (Matt konnte anderen weismachen, er sei gar nicht blind, weil seine übrigen Sinne und ein zusätzlicher Radarsinn sein fehlendes Sehvermögen mehr als ausglichen). Damit, manchmal Matt, manchmal Mike und öfters mal Daredevil zu sein, war er aber entschieden überfordert.

Die allerersten Hefte waren vor allem auch wegen den Zeichnern interessant: Der erste war Joe Orlando, dann kam Wallace Wood (beide namhafte Künstler der 50er Jahre). Dann kam noch kurz Bill Everett (ein Superhelden-Veteran) und dann John Romita, der bald darauf Spider-Man übernahm und dafür mit Daredevil üben konnte. Der erste Zeichner, der Daredevil dann ziemlich lange zeichnete, war Gene Colan, den ich sehr mag.

Naja, Du merkst, Daredevil war für mich auch ziemlich wichtig. Richtig berühmt wurde die Serie aber erst in den 80er Jahren mit den Zeichnern Klaus Janson und Frank Miller - womit wir wieder bei Deinem Taschenbuch wären.

Wenn sich Dein Superheldencomic konkretisiert, zeig' doch mal hier was davon!