@ FrrFrr: Weiß ich noch nicht. Interessieren würden mich diese biografischen Comicreportagen schon, aber ich weiß noch nicht, ob und wann ich Zeit dazu habe.
Heute habe ich die Zeit auf dem Salon hauptäschlich damit verbracht, mir drei Vorträge/Diskussionen nacheinander anzuhören. Ich hatte danach noch eine weitere Diskussion geplant und wollte auch noch zur Verleihung des ICOM Independent Comic Preises, aber nach dem dritten Vortrag war ich in ein Gespräch mit dem Referenten verwickelt, so daß mein zeitplan durcheinander geriet. Und mit der Preisverleihung wurde es mir dann auch zu viel.
Zum Salon selbst: Ich habe mich hauptsächlich zunächst mal in den drei Zelten der Messe umgesehen. Ich hatte den Eindruck, es war heute mehr los, als an den Donnerstagen früherer Jahre, aber gerade durch die Zelte ist das schwer zu beurteilen. Die drei Zelte waren aber jedes eine Welt für sich. Das größte Zelt (A) mit den namhaftesten Ausstellern (Carlsen, Egmont, Panini, aber auch Zwerchfell, Schwarzter Turm oder Gringo) war sehr voll. Ich bin ein wenig durchgegangen, aber habe mir einige der Gänge gespart und bin nicht an jedem Stand vorbeigelaufen. Im mittleren Zelt (B) war es relativ leer; hier gibt es 20 Aussteller, alle nicht sehr bekannt, über die man sich auch schnell einen Überblick verschafft hat. Im dritten Zelt (C), das möglicherweise noch etwas größer ist als B, waren die Hochschulen, die Comicklassen haben, und die Kleinstverlage, beziehungsweise Einzelaussteller. Da war wieder etwas mehr los, aber man konnte ohne Probleme hindurchgehen. Ich denke, bei den Hochschulständen gab es jeweils etwa drei Standbetreuer, aber es waren sicherlich 20 oder mehr Studenten mitgereist. Bei den Kleinverlagen fiel angenehm auf, daß sie alle einen gleich guten Platz hatten. In der Stadthalle sind sie meist in hinteren Gängen oder entfernten Balkonen untergebracht, so daß dort von vorneherein weniger Leute hinkamen.
Zu den Vorträgen:
Zuerst habe ich mir ein Interview mit vier Studenten zum Thema "Comic-Ausbildung an der Hochschule?" angehört. War interessant, klang aber nicht sehr vielversprechend. Es gibt in Deutschland heute 18 Hochschulen, an denen man Comiczeichnen studieren kann, aber es gibt wohl noch keinen eigenen Studiengang Comic.sondern man wird eigentlich hingeführt, seinen eigenen Zeichenstil zu entwickeln. Folgerichtig will keiner der vier Studenten später Comiczeichner werden. Es ist ja auch nach wie vor noch schwierig, davon wirklich leben zu können. Und wenn die Leute ihren eigenen Stil entwickelt haben, haben sie vielleicht auch keine große Lust, Comics für einen Markt zu produzieren, also sich nach dem Publikumsgeschmack zu richten.
Das nächste Gespräch drehte sich um "30 Jahre Zwerchfell Verlag". Da bin ich aus alter Verbundenheit hingegangen, weil ich die Macher, Christian Heesch, Stefan Dinter und Christopher Tauber, schon lange kenne. Im Publikum saßen auch Leute wie Joachim Guhde oder Rudolph Perez, also etliche Fanzine-Größen aus den 80er und 90er Jahren. Zu meinem Erstaunen fiel der Name meines früheren Fanzines PLOP sehr häufig. Es zeigte sich wieder mal, für wie viele Leute das ein Einstieg in die Szene und das Mittel zum Knüpfen von Kontakten war (auch zwischen Heesch und Dinter).Zwerchfell hat sich von diesen Fanzine-Anfängen zu ganz ordentlichen Verkaufserfolgen entwickelt und hat mindestens zweimal Zeichner und Serien von Ehapa übernommen, die dort nicht liefen und bei Zwerchfell dann zum Erfolg wurden. Das Problem für Zwerchfell war, daß ein Wachstum zum richtig professionellen Verlag Kapital erfordert und somit ein Risiko bedeutet hätte, das die Drei lieber doch nicht übernehmen wollten. Schön dagegen ist, daß sie Comics machen, die ihnen gefallen und nicht solche, von denen sie sich gute Verkaufszahlen versprechen. Das kann man machen, wenn man von dem Verlag nicht leben muß.
Dann ging ich zu einem Vortrag über die Schlümpfe. Er ging von der Bwehauptung aus, diese "Spirou"-Serie von Delporte und Peyo sei ziemlich simpel und Kinderkram. Der Referent mente dagegen: Es sind zwar Comics für Kinder, aber sie sind sehr sorgfältig und kunstvoll gemacht. Er zeigte hauptsächlich (und am Beispiel des Albums "Schlumpfissimus"), daß bei den Schlümpfen Grundregeln einer Abenteuergeschichte befolgt werden. "Schlumpfissimus" folgt etwa dem Muster der Heldenreise. Es werden sehr überlegt Gags eingesetzt, die teilweise dann doch nur Erwachsene verstehen können und die häufig aufwendig entwickelt werden und sehr gut funktionieren. Grafisch hat es Peyo geschafft, immer ganz deutlich zu zeigen, was zu sehen ist. Franquin meinte, das auch aus fünf Meter Abstand zu erkennen. Es ist also ein sehr anschaulicher Zeichenstil, wenn auch vielleicht nicht so kunstvoll ausgearbeitet wie der von Franquin selbst. Fazit: Die Schlümpfe sind viel mehr als schnell hingeworfene Unterhaltung. Ich hatte am Ende an den Referenten noch einige Fragen, etwa, wie die Zusammenarbeit von Delporte und Peyo genau aussah und wie viel Zeit sie für ein Album hatten. Der Gang vor dem Vortragssaal war aber nicht der beste Ort für ein Gespräch, und so wollen wir uns morgen nochmal zusammensetzen.
Eigentlich wollte ich nach den Schlümpfen noch zu einem Gespräch über das Cinematic Universe von Marvel, aber das hatte inzwischen längst angefangen. Vielleicht ist das aber nicht so schlimm, denn der letzte Marvel-Film, der mir richtig gefallen hat, war "Iron Man 3" (2013), mit Abstrichen noch "Ant Man" (2015). Ich bin nicht sicher, ob da überhaupt noch etwas Gutes (für meine Ansprüche) kommt.
Ansonsten bemühe ich mich, morgen auch wieder etwass zu posten. Vielleicht sehen wir uns ja in Erlangen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Peter L. Opmann« (31. Mai 2018, 22:09)